08. April 2023
Unser Hundemädchen weckt uns bereits um kurz nach 6 Uhr. Sie hätte jetzt ausgeschlafen, müsste mal Gassi und hätte außerdem Hunger.
Die Gassirunde ist schnell erledigt und wir sind ebenfalls einigermaßen schnell fertig für den ersten Bialetti des Tages und dann geht es los zum Anleger der Vaporetti hier in Punta Sabbioni. Plan ist es mit der 22 nach Fondamento Nove zu fahren.
Vor lauter Vorfreude, Schwätzen und Planung des Tages merken wir erst als wir in der Schlange zum Einsteigen stehen, dass wir falsch sind.
Das Vaporetto hier fährt nach San Zaccharia, also nach San Marco. Tja und da es zum Umsteigen zu spät ist, fahren wir halt mal wieder dorthin.
Das Licht belohnt das falsche Einsteigen am heutigen Morgen und es gelingen uns einige nette Aufnahmen der Stadt. Hierzu sei gesagt: Dogenpalast und Dom kommen deshalb so unbeachtet davon, da sie zum Teil eingerüstet sind.

















Da unser Plan war, heute Cannaregio und die Grabeskirche von Tintoretto zu besuchen, laufen wir zur Piazza SS Giovanni e Paolo, stoppen an der kleinen Bar, die wir zu Karneval schon ab und an besucht hatten und frühstücken in der Sonne. Die Sonnenstrahlen sehen zwar deutlich wärmer aus, als sie sind, aber wir genießen den Cappuccino und das Schokocroissant trotzdem.
An der Haltestelle „Ospedale“ steigen wir in die 5.1 und kurze Zeit später bei „Alvise“ wieder aus. Hier in der Gegend, in der viele Veniziani wohnen, ist es sehr ruhig oder besser noch ist es ruhig, denn es ist gerade mal 9 Uhr. Wir schlendern entlang des Fondamento Ormesini, entdecken den ein oder anderen Fotospot, lustige Pizza-Verbotsschilder und magische Schaufenster-Spiegelungen.









Dieses Pizza-Schild hängt deshalb dort, weil der Wirt der Brauerei gerne seine eigenen Speisen verkaufen möchte, einige seiner Gäste aber immer wieder auf die Idee kommen, Pizza aus der benachbarten „To-go-Pizza“ an den Tischen der Brauerei zu verzehren. So die kurze Erklärung eines netten älteren Veneziano, der unser Schmunzeln über das Foto mitbekommen hat. Schußwaffengebrauch hätte es aber bisher noch nicht gegeben!
Von hier aus geht es weiter in Richtung Campo dei Mori, an deren Ecke die Statue eines der Mastelli Brüder befestigt ist. Angeblich sei der Statue die Nase abgefallen und man habe sie durch eine metallene ersetzt. Sie dient auf jeden Fall ähnlichem Zweck, wie die Schnauze des Porcellino in Florenz. Das Reiben an der Nase soll Glück bringen.
Direkt hier an der Ecke wird Ulli von einer Veniziana angesprochen und es entwickelt sich ein sehr nettes Gespräch. Tenor ist, dass die Veneziani gerne Gastgeber für Touristen sind, es jedoch immer mehr Touristen gibt, die keine Benehmen haben. Müll wird überall da entsorgt, wo er nicht hingehört, Häuser werden vollgeschmiert und Türen werden mit Inizialen ver9kratzt. Da fragt man sich doch wirklich, was denken sich solche Menschen dabei, Eigentum und Wohnraum anderer zu zerstören? Auch die Hundebesitzer seien hier erwähnt: Wenn man schon eine Kacktüte nutzt, dann kann man sie doch auch in einen der Mülleimer werfen und nicht auf Fensterbänken, Brückengeländern oder Mauern drappieren, oder? Okay, es dauert manchmal etwas länger, bis ein Abfalleimer zu finden ist. Aber gibt einem das das Recht, diese Tüten willkürlich in der Stadt zu verteilen. Auch wir haben heute ein ähnliches Problem…aber mehr dazu später…



























Während des Schwätzchens mit der älteren Dame nutzt Ralf die Zeit, um am Kanal schlafende Enten zu fotografieren. Die drei sind besonders geduldig mit ihm, wie ihr auf den Fotos sicher erkennen könnt.
Von hier aus ist es nur noch einen Steinwurf bis zur Grabeskirche Tintorettos, die jetzt um Punkt 10 Uhr gerade öffnet. Die 3 Euro Eintritt sind es wert, denn die Kirche bietet neben dem Künstlergrab auch einige wunderschöne Gemälde des wohl berühmtesten Malers Venedigs.
Wir genießen die Ruhe in der Kirche und die wundervollen, detailgetreuen Bilder. Von hier aus führt uns unser Weg zum Fondamento Nove, denn wir wollen das Vaporetto nach Burano nehmen. Doch diese Idee haben auch andere. Als wir ankommen, fährt ein völlig überfülltes Boot von da ab, aber es stehen auch schon jede Menge Leute an für das nächste. Zu denen gesellen wir uns zwar dazu, aber es ist jetzt schon klar: wir fahren durch bis Punta Sabbioni, denn Burano ist heute Mittag mit Sicherheit mehr als überfüllt.


Also nur ein paar Fotos im Vorbeifahren und dann sind wir wieder zurück in der Ruhe unseres Stellplatzes.
Nach einem leckeren Mittagessen, dem Sichten der Fotos und ein wenig Text schreiben, machen wir uns alle stadtfein und los geht es um halb 6 mit dem Boot nach San Marco. Von hier aus ist es nicht weit bis zur am Arsenale beginnenden Via Guiseppe Garibaldi. Unser bevorzugtes Cicchettilokal „La Vecia Calice“ hat keine Plätze frei, daher testen wir in wenigen Metern Entfernung einen neuen Tipp aus dem Netz, nämlich das „Basegò“ und wir werden nicht enttäuscht. Sehr nette Mitarbeiter, gute Weine und eine tolle Cicchettiauswahl.





Allie und Amadeo „unterhalten“ sich während unseres Aufenthaltes mit dem kleinen Hund am Nachbartisch – es ist keine Gebelle, sondern alle drei geben lustige Töne von sich…einfach hörenswert.
Unser Weg geht weiter entlang der Via Garibaldi, denn ein leckeres Abendessen wäre nicht so schlecht. Ulli hat im Netz einen weiteren Tipp für den Stadtteil Castello gefunden, nämlich die „Antica Osteria da Gino“ und jetzt kommt unser heutiges, charmantes Kacktütenerlebnis. Auf dem Weg zur Osteria erledigt unser Rüde sein Geschäftchen, das wir ordnungsgemäß in einer Tüte aufsammeln. Und dann befindet sich auf dem gesamten Weg bis zur Osteria kein einziger Papierkorb mehr, um dieses Prachtstück zu entsorgen. Als wir in der fortgeschrittenen, blauen Stunde das kleine Lokal erreichen, erscheint direkt einer der Kellner vor der Tür und wünscht uns einen guten Abend. Aber jetzt reingehen mit unserem Mitbringsel, das funktioniert leider nicht. Irgendwohin wegwerfen kommt auch nicht in Frage. Da bleibt nur der angewandte italienische Konjunktiv in einer Frage an den Kellner, der diese mit einem breiten Grinsen und „Folgen Sie mir bitte!“ beantwortet. Um die Ecke herum findet sich ein Platz für die Kacktüte 9in deren abgeschlossenen Mülleimer und schon sitzen wir in einem wundervollen, typisch venizianischem Lokal.




Es gibt butterzarten Oktopus und anschließend das Traditionsgericht: Venezianische Leber. Das Essen ist lecker, das Ambiente stimmt auch. Das einzig störende ist einer der Gäste am Nachbartisch, der als einziger die ganze Zeit spricht und das ohne Luft zu holen.
Von hier aus erreichen wir rundum zufrieden die Station Giardino und fahren über Lido zurück nach Punta Sabbioni…

Morgen wollen wir erneut versuchen, Burano zu besuchen. Geplant ist unsere Tour für den Abend in der Hoffnung auf weniger Menschen und endlich mal einen Sonnenuntergang…seid Ihr dabei?